Good Practices aus den Projekten KlikK aktiv und KlikKS
Ulrich Wolski, ehrenamtlicher Klimaschutzpate der Ortsgemeinde Bennhausen und Gemeinderatsmitglied, präsentierte den Zuhörer:innen im Dorfgemeinschaftshaus, welche Möglichkeiten es in Bennhausen gibt, um einen Beitrag zur Wärmewende zu leisten. Der Klimaschutzpate erörterte mögliche Alternativen zur Nutzung fossiler Brennstoffe, welche aufgrund der steigenden CO2-Bepreisung perspektivisch teurer werden. Neben den Alternativen wie dem Ausbau von Solarflächen und Wärmepumpen sowie dem Heizen mit Brennholz oder dem Einsatz von Biofuels erklärte Wolski eine Lösung, die für die gesamte Dorfgemeinschaft effizienter und langfristig kostengünstiger sein könnte.
Nahwärmeverbund als zukunftsfähige Alternative
Die Idee, die vom Klimaschutzpaten für den Ort Bennhausen vorgeschlagen wird, sieht eine zentrale Heizung für zahlreiche Häuser vor, die mit Holzhackschnitzeln betrieben wird. Dabei handele es sich um einen geeigneten Betriebsstoff, weil dieser preiswert und – da nachwachsend – langfristig verfügbar ist. Am effizientesten wäre die Verwendung von Holzhackschnitzeln dabei in Kombination mit der Erschließung eines Wärmenetzes im Ort, sodass ein zentraler Brennofen alle an das Netz angeschlossenen Gebäude mit Wärme versorgt.
Finanziell wäre die in dieser Form erzeugte Wärme günstiger als die Nutzung von Öl oder Gas. Mit dem langfristig eingesparten Geld könnte zuzüglich von Fördermitteln ein Nahwärmenetz in Bennhausen finanziert werden. Weiterhin könnten überschläglich rund 180 Tonnen CO2 pro Jahr eingespart werden. Ein Förderantrag zur Erstellung einer Machbarkeitsstudie für ein mögliches Nahwärmenetz wurde über die Kommunalrichtlinie gestellt.
Charakteristisch für die Region Mittleres Moseltal ist eine hohe Konzentration von KlikK Aktiv-Kommunen in der Verbandsgemeinde Traben-Trarbach (Landkreis Bernkastel-Wittlich). Von insgesamt zehn aktiven Kommunen in der Pilotregion stammen sechs aus dieser Verbandsgemeinde, davon drei aus dem Alftal (Ortsgemeinden Bengel, Kinderbeuern und Bausendorf). Einerseits belegt dies eine hohe Sensibilität für das Thema Klimaschutz in der Verbandsgemeinde, anderseits ermöglicht die räumliche Nähe Synergien. Im Februar 2020 haben die Klimaschutzpat:innen aus Alftal gemeinsam mit dem Gewerbeverein und der Energieagentur Rheinland-Pfalz die Energiekarawane für kleine und mittlere Unternehmen organisiert. Nach der Auftaktveranstaltung in den Räumlichkeiten eines in Kinderbeuern ansässigen Unternehmens mit etwa 30 Teilnehmern wurden anschließend Energiechecks in fünf Unternehmen durchgeführt.
Die Gemeinde Neunkirchen beteiligte sich seit Ende 2018 am Projekt KlikK aktiv der Energieagentur Rheinland-Pfalz.
Austausch der alten Ölheizung
Ende 2020 sollte im Bürgerhaus, die in die Jahre gekommene Ölheizung ersetzt werden. Die Modernisierung auf eine neue, energieeffiziente Wärmepumpentechnik sollte in der Gemeinde zu einem deutlich geringeren Energieverbrauch führen.
Dies entlastet nicht nur den Haushalt der Gemeinde sondern schont zudem die Umwelt. „Die Heizungsanlage im Bürgerhaus Neunkirchen ist auf Wärmepumpentechnik umgestellt“, sagt Martin Jung und zeigt stolz die Anlagetechnik, die hinter dem Gemeindehaus steht und für die er selbst die Betongrundlage gebaut hat.
95 Prozent der benötigten Energie für das Gemeindehaus wird selbst erzeugt
In diesem Jahr wurden zusätzliche Photovoltaik-Module auf das Dach des Gemeindehauses installiert, die die Wärmepumpe mit dem Strom versorgen. Zu der bereits bestehenden 13,86 Kilowatt Peak (KWp) Photovoltaik-Anlage, die seit rund zehn Jahren umweltfreundlichen Strom einspeist, wurde eine neue 4,95 KWp Photovoltaik-Anlage zugebaut. „Damit wollen wir bis zu 95 Prozent der Energie selbst erzeugen, die das Gemeindehaus mit Mietwohnung benötigt“ fügt der Bürgermeister der kleinen Hunsrückgemeinde, die 147 Einwohner zählt, an.
Die Gemeinde hat dafür eine BAFA-Förderung in Höhe von 35 Prozent bekommen. Dazu kam ein Zuschuss des Energieunternehmens Westenergie AG aus einem firmeneigenen Förderprogramm von 1.500 Euro. Diese Maßnahmen sparen jährlich 17,5 Tonnen CO2 ein.
Insektenfreundliche Wiese wurde gestaltet
Auf Initiative des Klimaschutzpaten und des Ortsbürgermeisters wurde im Ortskern eine insektenfreundliche Wiese angelegt. So werden Natur- und Artenschutz mit allen Sinnen erlebbar.
Das Engagement für die Nachhaltigkeit geht viele Jahre zurück
Die Gemeinde Neunkirchen engagiert sich aber seit vielen Jahren für den Klimaschutz und Nachhaltigkeit.
Dazu sagt der Klimaschutzpate Pestemer: „Nachhaltigkeit ist in aller Munde. Aber es ist das Einfache, was praktisch so schwierig ist: Die Umwandlung der vorrangig auf Holzproduktion ausgerichteten Wälder auf klimastabile Dauermischwälder. Dazu ist es notwendig, Waldbewirtschaftung und Bejagung derart in Balance zu bringen, dass ohne kostenaufwendige Schutzmaßnahmen mit Gatterbau und Zäunen, sich eine selbsttätige Naturverjüngung durchsetzen kann.“
Indem die Ortsgemeinde Neunkirchen in Verantwortung für ihren Gemeindewald diesen Weg beschritten hat und mit einem hoch engagierten Jagdteam, das mehrheitlich vonseiten der Dorfbewohner, dem Ortsgemeinderat und Ortsbürgermeister unterstützt wird, weiterhin verfolgt, sind die Erfolge mittlerweile sichtbar geworden.
Nur pestizidfreie Agrar- und Grünflächen in der Gemeinde
Darüber hinaus hat 2015 der Ortsgemeinderat einstimmig beschlossen, alle gemeindeeigenen Agrar- und Grünflächen nur noch nach den von der EU vorgegebenen Öko-Richtlinien zu bewirtschaften. Seitdem ist dieser Beschluss Bestandteil der Pachtverträge an gemeindlichen Flächen.
Hohes Potenzial in den ländlichen Gemeinden für die Energie- und Agrarwende
Zur Frage, was er anderen kleinen Gemeinden raten würde, sagt Pestemer: „Ländliche Ortsgemeinden haben das Potential, hinsichtlich der nachhaltigen Ressourcennutzung für die Energiegewinnung und Nahrungsmittelproduktion ein hohes Maß an Selbstversorgung zu gewährleisten. Dies wird in Zeiten des durch den Menschen mitverursachten Klimawandels eine immer größere Bedeutung erhalten. Voraussetzung dafür ist allerdings, dass die demokratische Selbständigkeit auch der kleinen Ortsgemeinden durch eine hinreichende aufgabenorientierte finanzielle Grundausstattung vonseiten der Bundes – und Landespolitik gewährleistet wird. Dies sind Investitionen in eine wirksame Nachhaltigkeit, dies ermutigt auch junge Mitbürgerinnen und Mitbürger sich für das Gemeinwohl von Mensch und Natur einzusetzen.“
Die Gemeinde Carlsberg (Landkreis Bad Dürkheim, 3.487 Einwohner:innen) startete als Pilotkommune im Projekt KlikKaktiv im Herbst 2019. Zum Auftakt luden die Carlsberger Klimaschutzpat:innen zu einer ersten Zukunftswerkstatt ein. Mehr als 60 Bürger:innen beteiligten sich an dem Abend und brachten
Ideen für mehr Klimaschutz im Ort ein. Aus der Zukunftswerkstatt entstanden vier Arbeitsgruppen zu den Themen: Erneuerbare Energien und Energieeffizienz, Mobilität, Klimaschutz im Alltag und Biodiversität. Die Kommune hat zwei ehrenamtliche Klimaschutzpat:innen.
Folgende Maßnahmen konnten angestoßen und teilweise bereits umgesetzt werden:
- Errichtung einer Ladesäule für Elektroautos
- Umrüstung der letzten ca. 90 Straßenlampen auf energiesparende LED-Technik. Damit wurden alle 370 Lampen im Ort auf LED umgerüstet
- Kochbus für die Vorschulkinder der beiden Kindergärten der Initiative „Rheinland-Pfalz isst besser“
- Gestaltung eines Klimaschutzlogos für Carlsberg „Klimaschutz Carlsberg-Hertlingshausen“
- Mehrgenerationengarten Carlsberg, 1.Sieger bei „Deutschland
summt“ 2020 im Bereich kommunalen Flächen - Insektenfreundliche Begrünung der Verkehrsinseln in der Gartenstraße
- Errichtung einer Bienenweide in der „Ramser Hohl“ und auf dem Waldfriedhof
- Veranstaltung im Bürgerhaus zum Thema „Start in die Garten- und Pflanzsaison“
mit Vorträgen von Jürgen Buhmann und dem NABU - Pflanzung einer Klimalinde mit dem Haus der Nachhaltigkeit